Opfer und Täter. ADDRESS UNKNOWN und der blinde Fleck des amerikanischen Anti-Nazi Films
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Jüdisches Filmerbe“ (WS 2023/24) am
Mittwoch, 24. 1. 2024, 17:00 h im Filmmuseum Potsdam. Im Anschluss an den Vortrag wird um 18:00 h der Film ADDRESS UNKNOWN (US 1944, Regie: William C. Menzies) gezeigt.
Der ‚blinde Fleck‘ des amerikanischen Anti-Nazi Films, mit dem Hollywood in den 1940er Jahren das amerikanische politische Engagement gegen den europäischen Faschismus unterstützt, bezeichnet die „Verschwörung des Schweigens“ (Manfred George) über die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden, die in den Propagandafilmen nur ausnahmsweise thematisiert wird.
Zu den Ausnahmen gehört ADDRESS UNKNOWN, William C. Menzies‘ Verfilmung der 1938 erschienenen Briefnovelle der amerikanischen Journalistin Katherine Kressmann Taylor. Melodramatisch suggestiv, im Stil des film noir fotografiert und unter Mitwirkung von emigrierten Filmschaffenden wie dem Kameramann Rudolph Maté, dem Komponisten Ernst Toch und den Schauspielern Peter van Eyck und Willy Eichberger (Carl Esmond) realisiert, provoziert das Sujet einer raffinierten Racheintrige: Das jüdische Opfer wird zum Täter, der ‚arische‘ Täter zum Opfer. Novelle und Film interpretieren auf unterschiedliche Weise die rassistischen Stereotype von Macht und Ohnmacht.
Das vollständige Programm der Ringvorlesung finden Sie hier.